
Silberburg am Markt
Regionale Produkte nachhaltig verpackt
Die Silberburg am Markt setzt sich für eine nachhaltige, ressourcenschonende Lebensweise ein. Im Angebot des Geschäfts: saisonale, handwerklich erzeugte Produkte aus der Region. Das ökologische Engagement geht aber weit darüber hinaus – von der Initiative „besser bechern“ bis zu den umweltfreundlichen „Tütle“. Geschäftsführer Hans-Peter Schwarz stellt uns das Engagement des Betriebs vor.
Herr Schwarz, gerne würden wir Ihren Betrieb kurz kennenlernen. Erzählen Sie uns doch, was genau Sie überhaupt machen.
Die Silberburg am Markt ist ein Einzelhandelsgeschäft mit integriertem Steh-Café am historischen Marktplatz von Tübingen. Der Fokus des Produktsortimentes liegt auf regionalen, handwerklich und nachhaltig erzeugten Produkten. Einen Schwerpunkt stellen hierbei schwäbische Streuobstprodukte wie Säfte, Sirupe, Moste und Destillate, auch sortenrein, Marmeladen, Gelees, Honig, Tübinger Weine und schwäbische Whiskys dar. Neben dem eigentlichen Ladengeschäft veranstalten wir mit unserer festangestellten Edelbrand-Sommelière Angela V. Weis Genuss-Lehr-Events wie Tastings, Seminare, Genusswanderungen, nehmen an Messen und Märkten teil, immer vor dem Hintergrund der Bekanntmachung, Sensibilisierung und Vermarktung von Produkten aus unserer Heimat-Region Neckar-Alb. Die Silberburg ist darüber hinaus Slow-Food-Unterstützer-Betrieb und organisiert seit mehreren Jahren als Sub-Veranstalter einen kleinen Teilbereich der größten SlowFood-Messe Deutschlands, dem Markt des guten Geschmacks, in Stuttgart. Außerdem bin ich als Mitinhaber Initiator und Organisator des zweimal jährlich stattfindenden Tübinger Regionalmarktes, der mit seinen 100 ausstellenden Erzeugern aus der Region jeweils ca. 25.000 Besucher nach Tübingen lockt und im April 2017 bereits zum 26. Mal stattgefunden hat.

Sie bewerben sich beim swt-Umweltpreis 2018. Welches ökologische Engagement Ihres Betriebes liegt Ihnen besonders am Herzen?
Die Regionalität, handwerkliche Erzeugung, traditionelle Herstellungsverfahren, Erhalt unserer prägenden Kulturlandschaft durch Schutz der Artenvielfalt vor allem im Bereich alter hochstämmiger Obstsorten, kurze Transportwege und Müllvermeidung – das alles ist Teil des großen Engagements der Silberburg und liegt uns besonders am Herzen. Wir sind nicht nur Gründungsmitglied des Schwäbischen Streuobstparadieses, sondern auch Mitglied beim Förderverein Alb-Leisa und betreiben aktiv die Vermarktung dieser alten und schützenswerten Linsensorte auf der Schwäbischen Alb. Weiterhin sind wir Genossenschaftsmitglied bei der TÜ-Bio-Milch und stellen sämtliche Milch- und Milchmischgetränke ausschließlich aus der Milch unserer BIO-Bauern aus dem Landkreis Tübingen her. Als Silberburg-Mitinhaber engagiere ich mich aktiv an vorderster Front in der Tübinger Initiative „Müllarmes Tübingen “ und habe das Konzept „besser bechern“ mit ins Leben gerufen. Hierbei geht es um die Reduzierung von To-go-Müll durch die Verwendung von Mehrwegbechern. So verkauft die Silberburg am Markt die „Keep-Cups“-Mehrwegbecher und gewährt allen „To-go-Kunden“, die ihren Mehrwegbecher mitbringen Rabatt auf jedes Heißgetränk. Seit 1. Oktober 2018 ist die Silberburg zudem Partner beim bundesweiten Pfandbecher-System ReCup und gibt keine Einweg-Becher mehr ab. Weiterhin kommt in der Silberburg das „Tütle“, die wahrscheinlich umweltfreundlichste Tüte zum Einsatz. Sie wird in Deutschland komplett CO2-neutral hergestellt und besteht aus 100% recyceltem, ungebleichtem und kompostierbarem Spezialpapier. Zusätzlich lässt sie viele neue Bäume wachsen.
Was genau möchten Sie mit Ihrem Engagement bewirken?
Mit unserem Engagement wollen wir die Bevölkerung für gute, nachhaltige, ressourcen- und energieschonende regionale Produkte sensibilisieren und damit auch den Schutz unserer wunderbaren Umgebung und Natur stärken. Außerdem wollen wir auch das Bewusstsein für Werte wieder erwecken. Gerade im Bereich Lebensmittel darf nicht immer alles zu jederzeit zur Verfügung stehen. So dürfen im Januar z.B. keine Erdbeeren und Kirschen auf den Tisch kommen, wir müssen wieder lernen, dass Milch nicht gleich Milch ist und schrumpeliges Gemüse trotzdem wunderbar schmecken kann.

Die Praxis ist meist schwieriger als die Theorie. Welchen unerwarteten Herausforderungen mussten Sie sich stellen und welche Rückschläge mussten Sie ggf. sogar verkraften?
Die Silberburg verfolgt diese Prinzipien bereits seit der Gründung im Jahr 2002 sehr intensiv. Zum damaligen Zeitpunkt waren die Themen Nachhaltigkeit und Regionalität noch nicht sehr in der Bevölkerung angekommen. Die im Vergleich zu Supermarkt- und Discounterware höheren Preise der regionalen Produkte wurden leider oft so nicht akzeptiert. Großes Durchhaltevermögen und vor allem die eigene Überzeugung des Konzeptes haben uns durchhalten lassen und heute bemerken wir, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben.
Ist Ihr hier präsentiertes Engagement in eine Gesamtstrategie eingebettet, um Ihren Betrieb nachhaltiger aufzustellen? Falls ja, welche Aspekte beinhaltet sie?
Unser Leitmotto hat der SlowFood-Gründer Carlo Petrini mit folgender Aussage geprägt: „Gut, sauber, fair“! Des Weiteren leitet uns auch das schwäbische Motto „Mosttrinker sind Umweltschützer“, das wir natürlich vom Most auf alle weiteren Streuobstprodukte (Säfte, Sirupe, Liköre, Marmeladen/Gsälz, etc.) ausdehnen. Was man retten und erhalten möchte muss man verzehren! Wir betreiben diesbezüglich vielfältige Vermarktungsaktivitäten und tragen somit zum Umweltschutz und zum Erhalt unserer prägenden Kulturlandschaft bei. Denn gerade auch die alten Obstbäume sind ein wichtiger Lebensraum für die vielfältige, heimische Vogel- und Insektenwelt.

Hans-Peter Schwarz
Mit-Inhaber & Geschäftsführer
Ort: Tübingen
Gründungsjahr: 2002
MitarbeiterInnen: 2 Inhaber, 2 Vollzeit, div. Teilzeit
Website: www.silberburg-am-markt.de